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New York: SoHo & NoHo

Fast hätte man es abgerissen. Denn in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts plante man eine Stadtautobahn, die Downtown Manhattan mit Midtown Manhattan verbinden sollte. Und dafür plante man tatsächlich, große Teile von SoHo und auch des Greenwich Village dem Erdboden gleich zu machen.

Zum Glück kam es anders. Doch warum eigentlich hatte man geplant, SoHo abzureißen? Die Antwort liegt erstaunlicherweise in dem Grund, der SoHo heute sehenswert macht. Doch der Reihe nach: Ab 1800 ließ sich die wohlhabende Bevölkerung im heutigen SoHo nieder. Doch schnell zog Gewerbe nach und die Wohlhabenderen zogen weiter in Richtung Midtown Manhattan. Aus SoHo wurde ein Industrieviertel, in dem sich überwiegend die Textilindustrie niederließ.

Die Fabrikgebäude hatten große Etagen mit großen Fensterfronten. Die Fassaden wurden überwiegend mit Gusseisen-Elementen verkleidet. Diese Gusseisen-Elemente konnte man im Katalog bestellen und die Einzelteile in immer neuen Variationen miteinander kombinieren. So entstanden die typischen Fassaden der Castiron Buildings, die das Bild von SoHo prägen.

Das Foto oben lässt es vermuten: Heute ist SoHo ein trendiges Luxusviertel. Das war seinerzeit jedoch anders: Um 1850 verkam SoHo zum Slum, mit billigen Wohnungen und Sweatshops in den Fabrikgebäuden, in denen die Arbeiter unter schrecklichen Bedingungen für niedrigen Lohn schufteten. Als sich in den 1960er Jahren die Arbeitsvorschriften änderten, kam es zu einer regelrechten Flucht des produzierenden Gewerbes und SoHo stand schlagartig leer.

So kam es, dass die Stadtverwaltung New Yorks auf die Idee kam, SoHo abzureißen, um dort eine Stadtautobahn zu bauen. Zum Glück hatte sich jedoch, unter anderem befeuert um die Diskussion um den Abriss der alten Pennsylvania Station in Midtown Manhattan, ein neues Bewusstsein für den Denkmalschutz entwickelt. Es formierte sich Protest und so kommt es, dass Manhattan heute keine Stadtautobahn an Stelle von SoHo besitzt.

Dafür besitzt New York an dieser Stelle heute ein sehr sehenswertes und luxussaniertes Stadtviertel mit dem Castiron District, der weltweit größten Ansammlung von Castiron Builings, also Häusern mit besagten gusseisernen Fassaden. Heute stehen große Teile als Historic District unter Denkmalschutz. Die Fassadenelemente imitieren den Stil französischer oder italienischer Barock- und Renaissancegebäude und natürlich sind auch überall die für New York so typischen Feuerleitern zu finden.

Wie so oft kam die Gentrification durch Künstler in Gang. Diese zogen in die billigen verlassenen alten Fabrikgebäude ein. Es wurde cool, in SoHo zu wohnen. Galerien, Gastronomie und Geld folgten. Heute sind die Gebäude aufwändig saniert und die Lofts in den oberen Etagen beherbergen Luxusbüros und Luxuswohnungen. In Anspielung auf seine geographische Lage und das gleichnamige Londoner Trendviertel nannte man das Gebiet South of Houston Street SoHo. Findige Immobilienmakler machten dann aus dem Viertel North of Houston Street NoHo.

Wir beginnen unseren Spaziergang aus dem Village kommend in NoHo, um uns dann Richtung Süden nach SoHo vorzuarbeiten. Vom Washington Square kommend, treffen wir auf den Broadway, um dann in die Bond Street einzubiegen.

Hier finden wir schone Gebäude und Kunst an einer Fassade …

… und die urgemütliche Gaststätte The Smile. Der Name ist Programm: Nach einem Espresso und einem Wasser ging es uns wieder richtig gut und wir konnten unsere Tour durch NoHo fortsetzen.

Wir schlendern weiter durch SoHo und erfreuen uns an den vielen phantasievollen Fassaden-Details.

Kein Wunder, dass diese Gebäude heute unter Denkmalschutz stehen. Die Fassadenelemente täuschen gekonnt steinerne Fassaden vor. Wer es nicht weiß ahnt nicht, dass es sich um Elemente aus Gusseisen handelt.

Im Erdgeschoss vieler Castiron Buildings befinden sich noble Geschäfte …

… oder Galerien. Hier leuchten und farbenfrohe Statuen in einer Loft-Galerie entgegen.

An den grandiosen Straßenfluchten mit den großartigen Gebäuden kann man sich gar nicht satt sehen.

Nur gut, dass das heute alles unter Denkmalschutz steht und die Stadtautobahn niemals gebaut wurde. Denn so konnten wir uns an den vielen alten Steinen – oder aufgrund der Castiron-Fassaden wohl eher an dem alten Eisen 😉 – erfreuen.

Die folgende Galerie zeigt weitere Eindrücke aus NoHo und SoHo.